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Zuletzt angepasst am 26.03.2024

Training als wichtiger Teil der Therapie bei COPD

Sie leiden an der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) und Atemnot dominiert Ihren Alltag? Dann ist es ratsam, dass Sie sich mit der Krankheit und ihrer Entstehung beschäftigen und den richtigen Umgang mit ihr erlernen.

Ihre Erkenntnisse werden Ihnen helfen Ihren Alltag entsprechend auszurichten und wieder leistungsfähiger zu werden. Kurz gesagt: Sie werden sich wohler fühlen. Außerdem bewältigen Sie so den Fortschritt der Erkrankung besser oder können diesen sogar hinauszögern. Auf jeden Fall gibt es Vieles, was Sie selber tun können, um wieder leichter zu leben.

Für viele Menschen, die die Diagnose COPD erhalten, bricht zunächst eine Welt zusammen. Eine solche Diagnose zu akzeptieren fällt schwer. Viele versuchen die Diagnose zu verdrängen und fühlen sich schuldig. Der Gedanke, durch jahrelanges Rauchen selber für das Aufkommen der Erkrankung verantwortlich zu sein wiegt schwer.

Tatsächlich ist das Rauchen der größte Risikofaktor für die Entstehung einer COPD. Jedoch ist die Abhängigkeit von Tabakprodukten nicht als Schuld zu verstehen. Gehen Sie einmal in sich. Sie haben sich bestimmt nicht absichtlich selber schaden wollen. Das Rauchen von Zigaretten oder anderen Tabakprodukten ist verhängnisvollerweise eine Sucht, die die Erkrankung letztlich vorantreibt. Beschäftigen Sie sich weniger mit Ihrer Vergangenheit als mit Ihrer Zukunft. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, dass Sie sich wieder wohler fühlen und Ihren Alltag besser bewältigt bekommen. Zugegeben, einige der Möglichkeiten wie Lungensport, Atemphysiotherapie und Krankengymnastik am Gerät sind aktive Maßnahmen, die Ihren vollen Einsatz erfordern. In Kombination mit der richtigen medikamentösen Therapie können Ihnen diese aktiven Maßnahmen zu mehr Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden verhelfen. Training ist ein entscheidender Baustein im komplexen Management der COPD.

COPD ist eine fortschreitende Lungenerkrankung, bei der es zu einer Verengung Ihrer Atemwege kommt. Obwohl ein paar Millionen Menschen in Deutschland an COPD leiden, können die Wenigsten etwas mit dem Begriff „COPD“ anfangen.

Die COPD ist eine ernstzunehmende und bisher nicht heilbare Erkrankung, die allmählich und meist erst ab dem 40. Lebensjahr auftritt. Oft haben die Menschen, die an COPD erkrankt sind geraucht oder haben passiv mitgeraucht. Aber auch diejenigen, die permanent schädigende Substanzen oder Staub eingeatmet haben, gehören zu den Betroffenen.
Es gibt gleich mehrere Faktoren, die COPD ausmachen: Durch die verengten Atemwege und vermehrte Sekretbildung kommt es zu Atemnot, Husten und Auswurf.

Mit fortschreitendem Krankheitsstadium der COPD entwickelt sich zunehmend Atemnot. Bei den meisten beginnt der Leidensdruck erst spät und ein Arztbesuch wird hinausgezögert. Dabei lässt sich die Erkrankung besser in den Griff bekommen, je frühzeitiger die Behandlung begonnen wird. Häufig setzt bereits mit Beginn der medikamentösen Behandlung durch Ihren Arzt eine spürbare Verbesserung der Beschwerden ein. Bestimmt aber kennen Sie genügend Situationen, in denen Sie an die Grenzen Ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit stoßen und sich einfach unwohl oder sogar hilflos fühlen.
Es ist ratsam, dass Sie sich mit Ihren eigenen Möglichkeiten und auch Ihren persönlichen Grenzen auseinandersetzen – auch wenn Ihnen dabei Zweifel aufkommen. Das ist nicht ungewöhnlich.

Die Atemnot beeinflusst zunehmend mehr Ihre Lebensgewohnheiten. Und da Atemnot oftmals als bedrohlich empfunden wird, liegt es nahe, dass Sie jeder Form der Belastung möglichst aus dem Weg gehen. Sie fühlen sich gefangen in einer Abwärtsspirale, einem regelrechten Teufelskreis, der sich immer schneller dreht und Sie nach Unten zieht. Doch permanente Schonung ist auf Dauer keine Lösung – im Gegenteil. Fehlende körperliche Aktivität führt zum Abbau der Muskulatur, wird Sie weiter schwächen und begünstigt das Aufkommen von Begleiterkrankungen, wie einem Verlust an Knochendichte (Osteoporose) oder auch einer Schwäche des Herz-Kreislauf-Systems. Damit sollten Sie sich auf keinen Fall abfinden! Wichtig ist, dass Sie als betroffener Mensch aktiv werden und nicht darauf warten, dass Andere Ihnen helfen. Sie haben Ihre Zukunft selber in der Hand!

Neben der medikamentösen Therapie, die der Arzt mit Ihnen abstimmt, bilden der Rauchstopp und regelmäßige körperliche Aktivität einen entscheidenden Teil der Behandlung. Außerdem sollten Sie lernen drohende akute Verschlechterungen der Erkrankung schnell und sicher zu erkennen und darauf richtig zu reagieren. So lassen sich Krankenhausaufenthalte und ein schnelleres Fortschreiten der Erkrankung vielleicht sogar vermeiden.

Über Medikamente hinaus gibt es tatsächlich eine Vielzahl an Maßnahmen, die den Krankheitsverlauf Ihrer COPD günstig beeinflussen können und Ihnen zu mehr Leistungsfähigkeit und Lebensqualität verhelfen.

Für Menschen mit COPD ist die „Lippenbremse“ die absolute Basisübung. Die „Lippenbremse“ verlängert die Ausatmung und reduziert so die Atemfrequenz. Sie hält die Atemwege länger offen und optimiert den Luftstrom. Mit der einfachen Übung der „Lippenbremse“ verbessern Sie die Atmung und verringern Ihr Gefühl von Atemnot. Ausgebildete Sport- oder Physiotherapeuten werden Ihnen helfen die richtige Anwendung der „Lippenbremse“ zu lernen. Wenn Sie gut mit der „Lippenbremse“ umgehen können, nutzen Sie diese Technik wann immer Sie sich kurzatmig fühlen.

Training und Bewegung bilden einen entscheidenden Weg „besser Luft“ zu bekommen. Bewegung hat immer einen positiven Effekt auf Ihre Erkrankung. Mithilfe eines strukturierten Trainings verbessern Sie Status und Funktion Ihrer Muskulatur und gewinnen an Ausdauerfähigkeit, Kraft und Koordination dazu. Die Durchblutung Ihrer Lunge verbessert sich und die Sauerstoffaufnahme in die Blutbahn sowie die Sauerstoffversorgung der Muskulatur nimmt zu. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass sich ein erhöhter Blutdruck reduziert. Sie werden sich wieder besser bewegen können, verringern Ihre Atemnot und werden sich insgesamt leistungsfähiger und wohler fühlen. Klartext: Bewegung kann Ihnen enorm helfen und unterstützt die medikamentöse Therapie.

So gut wie Ihre Aussichten durch Training und Bewegung auch klingen mögen, entscheidend ist die regelmäßige Umsetzung. Denn Erfolg durch Training baut sich langsam auf. Damit Sie von Training und Bewegung wirklich profitieren und wieder „besser Luft“ bekommen, brauchen Sie sprichwörtlich „einen langen Atem“. Das sollten Sie bei der Suche nach einem für Sie geeigneten Sportprogramm unbedingt berücksichtigen. Für welches Sportprogramm Sie sich auch immer entscheiden – Spaß und Freude daran sollten nicht fehlen und werden sich motivierend auf Sie auswirken.

Sprechen Sie Ihren Arzt auf die Teilnahme an einer Lungensportgruppe, Atemphysiotherapie und gerätegestütztem Training an. Ihr Arzt kann Ihnen diese Leistungen verschreiben. Nach entsprechender Untersuchung und Abklärung Ihrer Beschwerden wird er Ihnen eine Vorordnung ausstellen. Für Leistungen wie Atemphysiotherapie, Lungensport und Krankengymnastik am Gerät übernehmen die Krankenkassen die Kosten.
Neuerdings besteht für COPD-Patienten sogar die Möglichkeit eine „Langfristgenehmigung“ für Atemphysiotherapie und Krankengymnastik am Gerät zu beantragen. Damit stellen Sie Ihre Therapie für mindestens 1 Jahr sicher, ohne dass Sie ständig neue Verordnungen über Ihren Arzt beziehen müssen.
Übrigens: Für Betroffene mit einer sehr stark eingeschränkten Lungenfunktion (FEV1 < 35% des Sollwertes) kann der behandelnde Arzt Verordnungen für Atemtherapie nun auch budgetfrei ausstellen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber und wenden Sie sich an Ihren Physiotherapeuten.

Ärzte, Physiotherapeuten, Selbsthilfegruppen und Kostenträger unterstützen Sie bei der Suche und der Umsetzung eines geeigneten aktiven Therapieprogramms. Im Rahmen der Veranstaltung „Symposium Lunge 2018“ haben Sie die Möglichkeit mit vielen spezialisierten Leistungserbringern der Medizin direkt in Kontakt zu treten und sich zu informieren. Nutzen Sie diese Chancen – es geht um Ihre Gesundheit!

Quelle:
Kongresszeitung - Symposium-Lunge 2018, Dr. rer. medic. Sebastian Teschler

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