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Zuletzt angepasst am 09.11.2024

Lungensport und Medizinische Trainingstherapie

Die Bedeutung von regelmäßiger körperlicher Aktivität und Training kann bei Lungenerkrankungen wie COPD und den häufig damit verbundenen Begleiterkrankungen koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Osteoporose, Depression und Diabetes nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Patienten, die sich wenig bewegen, weisen eine höhergradige Lungenverengung (Obstruktion), geringere körperliche Fitness, stärkere Abnahme der Muskelmasse, stärkere Abnahme der Leistungsfähigkeit im 6-Minuten-Gehtest sowie eine stärkere systemische Entzündungsreaktion auf als Patienten mit einem moderaten Aktivitätsprofil. Wer sich mehr bewegt, kann zudem den Abfall der Lungenfunktion vermindern und den Verlauf der COPD günstig beeinflussen.

Wesentlich für eine sichere und effektive Trainingsgestaltung ist die exakte Umsetzung von Trainingsempfehlungen, also das Einhalten von vorgegebenen Intensitäten über einen gegebenen Zeitraum, um entsprechende Veränderungen u.a. in Muskulatur und Herz-Kreislauf-System auszulösen. Bei der COPD entstehen im Krankheitsverlauf jedoch Veränderungen, die es erschweren, einen bestimmten Intensitätsbereich überhaupt zu erreichen oder eine gewisse Zeit durchzuhalten. Bei Aufnahme des Trainings und auch bei zu schneller Steigerung besteht die Gefahr einer Überlastung: Entzündungen, Gelenkprobleme und Sehnenansatzschmerzen sind die Folge. Bei begleitender Osteoporose können ferner Schäden an den Knochen ausgelöst werden. Alle genannten Beispiele haben eine Zwangspause zur Folge. Dies bedeutet allerdings einen weiteren Verlust von Muskelkraft und -masse alleine durch das „Nichtstun“.

Im Vortrag werden geeignete Atemfrequenzen und -rhythmen als Maßnahmen der Intensitätskontrolle beim Geh- und Treppentraining aufgezeigt, außerdem ein allgemeiner Trainingsaufbau (Gewöhnungs-, Grundlagen und Aufbauphase) für Patienten unterschiedlicher Belastbarkeit. Darin enthalten sind Modalitäten zum Training an verschiedenen Trainingsgeräten und in häuslicher Umgebung (ohne größeren Geräteaufwand). Die Grundlagen des Ausdauer- und Krafttrainings werden dargelegt. Auch auf die Wichtigkeit der entsprechenden Länge von Pausen zwischen einzelnen Belastungsphasen wird hingewiesen.

Zur Sicherstellung eines Mindestmaßes an täglicher Bewegung sollten neben der Anzahl zurückgelegter Schritte (Schrittzähler) auch weitere Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) in Betracht gezogen werden. Vorgestellt wird das zentrale Prinzip „Koppeln von Bewegung an die Atmung“. Hierbei wird eine Gesamtbewegung wie z.B. Geschirrspüler aus- oder Schrank einräumen in Teilbewegungen zerlegt: Eine Teilbewegung für die Einatmung (wenn möglich gestützt oder in atemerleichternder Ausgangsstellung) und eine Bewegung für die Ausatmung (die konkrete Belastung wie z.B. das Heben). Auch für diesen Bereich erfolgt eine systematische Aufarbeitung in Form eines allgemeinen Trainingsaufbaus. Zudem werden Beispiele für energiesparendes Verhalten z.B. beim Duschen und Ankleiden gegeben.

Quelle: Vortrag von Dr. Oliver Göhl, Sportwissenschaftler und Sporttherapeut an der Klinik Donaustauf, auf dem 7. Symposium Lunge am Samstag, den 13. September 2014 in Hattingen

© Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland
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