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Zuletzt angepasst am 18.04.2024

COPD und Reisen mit einer Langzeit-Sauerstofftherapie

Bis vor wenigen Jahren war es noch schwer vorstellbar, dass COPD-Patienten, die sich einer Langzeit-Sauerstofftherapie unterziehen müssen, überhaupt reisen können. Durch die Entwicklung der mobilen und tragbaren Geräte zur Sauerstoffversorgung ist Reisen für viele Betroffene erst möglich bzw. deutlich erleichtert worden.

Parallel zur Technik hat sich zudem die professionelle Unterstützung der Herstellerfirmen und der Sauerstofflieferanten ebenfalls weiterentwickelt. Serviceleistungen werden nicht nur deutschlandweit sondern oftmals auch international angeboten.

Um die gewonnene Mobilität möglichst unbeschwert genießen zu können, ist eine ausführliche Planung und vor allem rechtzeitige Organisation unbedingt notwendig. Grundvoraussetzung für jede Reise ist natürlich das individuelle körperliche Leistungsvermögen. Vor jeder Reisebuchung sind daher ein Beratungsgespräch sowie eine eingehende Untersuchung des aktuellen Gesundheitsstatus durch den behandelnden Lungenfacharzt erforderlich. Dies gilt vor allem für geplante Reisen mit dem Flugzeug und dem Schiff. Gibt der Pneumologe „grünes Licht“ kann die Detailplanung beginnen.

Was ist bei der Auswahl des Reiseziels zu bedenken? Was ist bei der Versorgung am Urlaubsort zu beachten? Was sollte man unbedingt auf eine Reise mitnehmen? Was ist bei einer Reise mit Auto, Schiff, Bahn oder Flugzeug notwendig und zu beachten? Welche Maßnahmen können für einen eventuellen Notfall während der Reise vorbeugend getroffen werden? Was ist wichtig in Bezug auf geplante Aktivitäten vor Ort?

Aktueller Gesundheitscheck

Vor der Reisebuchung ist es unerlässlich, mit dem behandelnden Lungenfacharzt über die geplante Reise zu sprechen und einen aktuellen Gesundheitscheck durchführen zu lassen. Der Lungenfacharzt kann sich anhand der Anamnese, also der medizinischen Vorgeschichte und der aktuellen Befindlichkeit sowie der körperlichen Untersuchungsergebnisse, der Lungenfunktionsprüfung und der Blutgaswerte ein Bild machen, ob aktuell eine Reisefähigkeit besteht bzw. welche Reisen möglich sind und welche nicht.

Je nachdem mit welcher Sauerstoffversorgungsform die Reise angetreten werden soll, muss die Demandfähigkeit – falls noch nicht erfolgt bzw. falls der Gesundheitszustand sich verändert hat – getestet bzw. überprüft werden.
Im Hinblick auf eine Flugreise kann der Arzt feststellen, ob eine Flugtauglichkeit besteht und ob der Flug mit oder ohne zusätzlichen Sauerstoff erfolgen muss.

Gehen Sie möglichst vorbereitet in das Gespräch mit Ihrem Arzt. Die nachfolgenden Punkte sollen Sie dabei unterstützen:
- Abklärung der physischen Belastungen durch Faktoren wie Klima, Zeitverschiebung,
- Druckverhältnisse bei einer Flugreise
- Veränderte Medikamenteneinnahme und ggf. Dosierung z.B. durch klimatische
- Veränderungen und Zeitverschiebung
- Medikamentenbevorratung bzw. ausreichende Medikamentenmitnahme - ggf. eine zusätzliche Rezeptausstellung
- Sinnvolle ergänzende Medikamente bzw. Hilfs- und Pflegemittel in Anpassung an das Urlaubsziel = „Reiseapotheke“
- Überprüfung des Notfallsets auf Aktualität – Verhaltensweisen und mögliche
- Hilfestellungen / Ansprechpartner im Notfall
- Notwendigkeit der Betreuung durch eine Begleitperson
- Abstimmung der Ansprechbarkeit des Lungenfacharztes in Notfällen - ggf. Anruf auf dem Handy möglich
- Medizinische Infrastruktur und mögliche Betreuung im Urlaubsgebiet

Vorbereitung und Planung

Gut informiert

Über seine Erkrankung gut informiert sein, den aktuellen Status eingehend zu kennen, hilft bei der Bewältigung des Alltags - und auch auf Reisen. Ist eine Langzeit-Sauerstofftherapie erforderlich, benötigt der Umgang mit dieser Therapieform, dem Zubehör, den verschiedenen Versorgungsmöglichkeiten und der Einstellung auf die eigenen Bedürfnisse und Möglichkeiten etwas Zeit, bevor sich eine gewisse Routine einstellt. Wissen und Routine in der Anwendung gibt Ihnen jedoch die notwendige Sicherheit, um mit einer Langzeit-Sauerstofftherapie - im Rahmen Ihrer Möglichkeiten - auch auf Reisen zu gehen. Der erste Schritt zur Vorbereitung
und Planung einer Reise ist daher die Information und der aktive Umgang mit der eigenen Erkrankung. Nutzen Sie die vielfältigen Informationsmöglichkeiten auf unserer Homepage www.lungenemphysem-copd.de und den Erfahrungsaustausch in der Mailingliste.

Gespräch mit dem Arzt

Beziehen Sie Ihren Lungenfacharzt von Anfang an mit in Ihre Überlegungen und Reise-Wünsche ein – unabhängig davon, ob es sich um eine kurze Wochenendreise oder eine mehrwöchige Urlaubsreise handelt. Nutzen Sie die regelmäßigen Untersuchungstermine, um auch dieses Thema anzusprechen. Klären Sie mit Ihrem Arzt frühzeitig die Termine für die notwendige Reisetauglichkeitsuntersuchungen, die Testung der Demandfähigkeit, das Ausfüllen der Formulare (z.B. Bescheinigung der Flugtauglichkeit) etc.

Sauerstoffversorgung

Sprechen Sie Ihren Sauerstoffversorger auf die Möglichkeiten der Reiseversorgung an. Sowohl Sauerstofffirmen wie auch Gerätehersteller agieren in der Regel bundesweit und oftmals auch über die Landesgrenzen hinaus. So können Ihnen z.B. Sauerstofftanks von Ihrer Sauerstofffirma auch an den Urlaubsort geliefert werden. Ist die zusätzliche Anmietung von Geräten oder Akkus zur Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung notwendig, so ist dies ebenfalls möglich. Informieren Sie sich, ob an Ihrem Urlaubsort ein 24-Stunden-Notfalldienst Ihres Versorgers oder entsprechenden Vertragspartners besteht. Lassen Sie sich beraten bzw. ein Angebot erstellen über die entstehenden Kosten, die nicht von der Krankenkasse abgedeckt werden. Die Industrieausstellung des jährlich stattfindenden Symposium Lunge des COPD Deutschland e.V. in Hattingen bietet zudem eine gute Gelegenheit, sich einen Überblick über die Serviceleistungen der verschiedenen Anbieter in Bezug auf Reisen zu verschaffen.

Gespräch mit der Krankenkasse

Mit Ihrer Krankenkasse müssen Sie vor Reiseantritt abklären, welche Kosten während einer Reise / eines Urlaubs übernommen werden. Die Modalitäten sowohl der jeweiligen privaten wie auch gesetzlichen Krankenkassen können sich hierbei unterscheiden. Weiterhin sollten Sie mit Ihrer Krankenkasse bei Reisen ins Ausland abklären, in wieweit und mit welchen konkreten Leistungen sie dort versichert sind. Lassen Sie sich auch im Hinblick auf eine Reisekrankenversicherung beraten.

Für den Notfall …

Wenn die Erkrankung entsprechend dem Schweregrad medikamentös behandelt wird, eine Schulung im Umgang mit der Erkrankung stattgefunden hat und somit eine bessere Selbstkontrolle möglich ist, wird die Wahrscheinlichkeit einer akuten Verschlechterung mit einhergehender Atemnot geringer ausfallen.

Für den Notfall …

Wichtig ist, dass Sie gut vorbereitet sind:

  • Sie haben den Notfall-Plan mit Ihrem Arzt besprochen, so dass keine Frage mehr offen ist. Der Notfallausweis, der Plan für die aktuell Notfallmedikation mit allen weiteren Informationen liegt Ihnen vor
  • Sie haben die Telefonnummer des Lungenfacharztes / Krankenhauses in naher Anbindung an Ihren Urlaubsort
  • Sie haben sich aktiv vertraut gemacht mit dem COPD-Notfall-Plan und können so mit möglichst großer Ruhe die notwendigen Maßnahmen ergreifen
  • Ihr Notfall-Etui mit den erforderlichen Medikamenten ist immer griffbereit in Ihrer Nähe
  • Ihre Begleitperson/Partner weiß ebenfalls, wie in einem Notfall gehandelt werden muss und wird Sie unterstützen
  • Besprechen Sie mit Ihrem Lungenarzt Notsituationen, für den Fall, dass ein Gerät ausfällt. Planen Sie mit dem Arzt und dem Sauerstofflieferanten eine Notversorgung
  • Während einer gut strukturierten COPD-Schulung lernen Sie den Umgang mit einem Notfall und den Umgang mit der Erkrankung für eine bessere Selbstkontrolle. Sollten Sie noch nicht an einer Schulung teilgenommen haben, fragen Sie Ihren Arzt nach dem Schulungsangebot in Ihrer Nähe


Wir wünschen Ihnen viele schöne Erlebnisse und Begegnungen, deren Erinnerungen Sie auch im Alltag begleiten. Gute Reise!

© Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland
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