COPD — diese vier Buchstaben stehen für eine Krankheit, an der nach einer großen Erhebung im Jahre 2007 mehr als 6 Millionen Deutsche im Alter von mehr als 40 Jahren leiden. Dies sind zirka 13% dieser Personengruppe. Die vier Buchstaben sind die Abkürzung für den aus dem Englischen kommenden Begriff der chronic obstructive pulmonary disease (chronische obstruktive Lungenerkrankung).
Es handelt sich um eine chronische Erkrankung der Lunge, die die Atemwege (Bronchien) und das Lungengewebe (Lungenbläschen) betrifft. Diese Erkrankung beginnt meist schleichend und die charakteristischen Symptome (Husten, Auswurf, Atemnot bei Belastung) sind genauso unspezifisch wie die klinischen Zeichen (Giemen, Pfeifen Brummen, Auswurf, verlängerte Ausatemdauer). Deshalb verwundert es nicht, wenn die Erkrankung COPD entweder erst in weit fortgeschrittenen Stadien oder nur durch Zufall diagnostiziert wird. Weltweit wird die COPD bereits in 10 Jahren die dritthäufigste Todesursache darstellen - nach Herzkranzgefäßerkrankungen und Schlaganfall. Im Gegensatz zu den beiden häufigsten Todesursachen ist jedoch die Rate der Menschen, die an Herzkranzgefäßerkrankung und Schlaganfall sterben, in den letzten Jahrzehnten eher rückläufig; die Todesrate an COPD ist jedoch massiv ansteigend.
Da die Erkrankung in den schwereren Stadien die Lebensqualität, die Leistungsfähigkeit und letztendlich die Lebenserwartung einschränkt, hat sich vor vielen Jahren eine weltweite Initiative zur Erforschung der Erkrankung, ihrer Vorbeugung und Behandlung gegründet. Diese globale Initiative für die obstruktive Lungenerkrankung trägt die schöne Abkürzung GOLD. Nach den Vorschlägen dieser Initiative wird der Schweregrad der Erkrankung COPD eingeteilt: Es werden die Stadien I bis IV voneinander unterschieden, mit zunehmendem Schweregrad in aufsteigender Reihenfolge. Wir unterscheiden nach GOLD die leichte (Stadium I), die mittelschwere (Stadium II), die schwere (Stadium III) und die sehr schwere (Stadium IV) COPD. Die Einteilung der Stadien erfolgt an Hand der Lungenfunktionsprüfung. Entscheidend ist, wie weit die sogenannte Einsekundenkapazität (Einsekundenluft), auch als Atemstoß bezeichnet, vom Normalwert abweicht. In den höheren Stadien spielt zusätzlich eine Rolle, ob das Blut ausreichend mit Sauerstoff gesättigt ist oder ob das Kohlendioxid - das Gas aus dem Zellstoffwechsel, das die Lunge nach außen abatmen muss – im Organismus angehäuft wird durch zunehmende Einschränkung der Leistungsfähigkeit der Lunge (so genannte Respiratorische Insuffizienz) und durch den verminderten Wirkungsgrad der Atemmuskulatur (so genannte Ventilatorische Insuffizienz).
Die unterschiedlichen Schweregrade der COPD stehen in direktem Zusammenhang mit der Einschränkung der Lebensqualität durch diese Erkrankung. Darüber hinaus ist auch die Lebenserwartung umso stärker eingeschränkt, je höher der Schweregrad der COPD ist. Parallel mit diesen Faktoren geht natürlich eine zunehmende Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen sowohl im ambulanten wie im stationären Bereich, bis hin zur Aufnahme auf Intensivstationen einher, was zu hohen Kosten für die Behandlung führt. Da Arbeitsunfähigkeit mit all ihren Kosten und vorzeitige Berentung Folge sein können, führt die COPD zu ganz erheblichen Auswirkungen auf den volkswirtschaftlichen Bereich.
Ziel der globalen Initiative ist es deshalb, das Wissen um die Erkrankung zu verbreiten, Wege zur Vorbeugung (Prävention) aufzuzeigen und durch Verbreitung des Wissens um die Erkrankung eine frühzeitige Diagnose der Erkrankung zu ermöglichen. Dies sollte auf Dauer gesehen dazu führen, dass Menschen mit geringeren Schweregraden der Erkrankung ein relativ normales Leben führen können, weniger Inanspruchnahme des Gesundheitswesens die Folge ist und letztendlich die Lebensqualität und die Lebenserwartung verbessert werden.
Wie kommt es zu dieser Erkrankung?
Für die COPD gibt es eindeutig einen Hauptverursacher - das inhalative Zigarettenrauchen. Für 75-90% der Fälle von COPD wird Zigarettenrauch verantwortlich gemacht. Nur für 10-30% sind Luftverschmutzung am Wohnort und insbesondere am Arbeitsplatz, häufige Entzündungen der Atemwege, Geborenwerden als Frühgeburt sowie die Vererbung eines genetischen Defektes (Alpha 1-Antitrypsinmangel) hauptsächlich verantwortlich.
Der Zigarettenrauch mit seinen zahlreichen chemischen Substanzen schädigt das Atemwegssystem und die Alveolen überwiegend durch Oxidantien, Radikale und kleinste Teilchen. Teer verklebt die Flimmerhärchen, die kleinsten Atemwege und die Lymphleiter der Lunge. Die Lungenoberfläche ist nicht mehr hellrosa, sondern dunkelschwarz. Der Zigarettenrauch lähmt das Reinigungssystem, führt zu Entzündungsreaktionen mit Einstrom von Entzündungszellen aus dem Blut in die Bronchialwand und ihre Schleimhaut und lähmt Abwehrzellen auf der Ebene der Lungenbläschen.
Die Entwicklung der symptomatischen Erkrankung braucht Jahre oder sogar Jahrzehnte. Die ersten Schädigungen der Bronchialschleimhaut in Form der Störung der Flimmerhärchen sowie der vermehrten Entzündung mit Überproduktion von Sekret sind verantwortlich für die Vorstufe der COPD – also eine chronische Bronchitis. Diese ist sehr einfach zu diagnostizieren. Nur zwei Fragen müssen Patienten mit Verdacht auf chronische Bronchitis beantworten: die Erste fragt nach Husten mit oder ohne Auswurf und die Zweite fragt, wie häufig diese Symptome innerhalb eines Jahres vorkommen. Hat man in zwei aufeinander folgenden Jahren mindestens 3 Monate im Jahr an den meisten Tagen Husten und Auswurf, so ist die Diagnose einer chronischen Bronchitis sicher zu stellen. Hierfür braucht man keine Lungenfunktion, kein Röntgenbild und keine klinische Untersuchung des Patienten - eine einfache Frage nach den Symptomen aus der Vorgeschichte reicht völlig aus. Diese chronische Bronchitis ist zunächst einmal unproblematisch. Sie ist für den Patienten belästigend, jedoch nicht mit einer Einschränkung der Lungenfunktion verbunden. Damit ist ein Patient mit chronischer Bronchitis normal leistungsfähig, fällt aber oft durch unangenehmes Husten auf, das mal produktiv (mit Auswurf) und mal trocken (ohne Auswurf) ist.
Hält der schädigende Einfluss an – und dies ist in den meisten Fällen das Fortsetzen des Zigarettenrauchens – so kommt durch die chronische Entzündung der Atemwege – quasi einen Schwelbrand - eine fortschreitende Verengung derselben zustande. Hierfür sind verantwortlich das Zusammenziehen der glatten Muskulatur in den Wänden der Atemwege, die Schwellung der Schleimhäute, die Vermehrung von Schleim bildenden Zellen und damit Schleim, der die Lichtungen einengt. Hinzu kommt die tiefer greifende Zerstörung der Wände der Atemwege. Gleichzeitig entsteht ein Abbauvorgang der Lungenbläschen, deren dünne Wände im Rahmen des Entzündungsprozesses zerreißen und aufgelöst werden. Es entstehen größere Räume, bei denen in den Wänden nicht mehr genug kleinste Gefäße (Kapillaren) zur Aufnahme des Sauerstoffs vorhanden sind – das Gesamtbild nennen wir Emphysem. Schreitet dieser Prozess voran, so verringert sich die Zahl der Lungenbläschen und der Lungengefäße von Jahr zu Jahr. Die Lungenfunktion nimmt ab, die das Blut durch die Lungen transportierenden Gefäße werden immer weniger, der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt ab und die Kohlendioxidkonzentration im Blut steigt an. Die die Leistungsfähigkeit des Organismus sinkt entsprechend ab. Schließlich versagt das rechte Herz, und es bilden sich Schwellungen (Ödeme) an den Knöcheln und Unterschenkeln.
Und wie wird die COPD diagnostiziert?
Hinweisend für diese Erkrankung ist das Alter über 40 Jahre, eine bestimmte Zahl an gerauchten Zigaretten, der Charakter des Hustens insbesondere mit Produktion von schleimigem Sekret, das insbesondere morgens ausgehustet wird. Eine allgemeine Überempfindlichkeit der Atemwege, die zum Beispiel den Asthmatiker auszeichnet, ist bei vielen Patienten mit COPD nicht vorhanden.
Die chronische Bronchitis ist zu einer COPD geworden, wenn die oben beschriebenen Prozesse zu einer Obstruktion (Einengung der Atemwege) der Bronchien und Bronchiolen beigetragen haben. Um das nachweisen zu können, bedarf es der Durchführung einer Lungenfunktionsprüfung und bei Nachweis einer Obstruktion ferner eines Medikamententestes. Mit der Lungenfunktionsprüfung wird das Ausmaß der Enge der Atemwege bestimmt. Der Medikamententest in Form der Gabe eines rasch wirkenden Bronchienerweiteres soll die Frage beantworten, ob diese Verengung der Atemwege rückbildbar – wir nennen dies reversibel – ist und ob diese Rückbildung vollkommen oder nur teilweise ist. Besteht eine nur teilweise oder gar keine Rückbildung, so ist die Diagnose einer COPD bei Verringerung des Atemstoßes an Hand der Lungenfunktion zu stellen.
Die Durchführung der Lungenfunktionsprüfung einschließlich des so genannten Bronchospasmolysetestes (Medikamententest) lässt dann die Diagnose der Erkrankung und die Einteilung in den jeweiligen Schweregrad zu. Jeder Patient sollte den Wert für den Atemstoß (FEV 1) in seinem Gedächtnis haben, ebenso sollte er darüber informiert sein, in welchem Stadium der Erkrankung (GOLD I bis IV) er sich befindet. Die Daten sollten ferner konsequent im COPD-Tagebuch des Patienten protokolliert werden.
Während die Lungenfunktionsprüfung die Enge oder Weite der Atemwege nachweisen kann, lässt sich das Lungenemphysem am besten mittels Computertomografie darstellen. Dieses spezielle Röntgenverfahren ist sehr viel empfindlicher als die normale Röntgenaufnahme des Brustkorbes. Diese kann nur bei fortgeschrittenen Emphysemfällen an Hand einer verstärkten Schwärzung der Aufnahme den Beweis eines Abbaus von Lungengewebe geben. Auch andere Zeichen im Röntgenbild machen ein fortgeschrittenes Emphysem auf dem Röntgenbild erkennbar. Feinere Veränderungen – und dies ist bei Beginn der Erkrankung der Fall – können allerdings nur in der Computertomografie mit der so genannten Dünnschnitttechnik erkannt werden. Hier lässt sich sehr früh bis hinunter zu einer Größe von wenigen Millimetern der Abbau des Lungengewebes bildlich darstellen und damit die Diagnose eines Emphysems sehr früh sichern. Nicht vergessen darf man allerdings, dass die Computertomografie eine hohe Strahlenbelastung für den Organismus darstellt, deswegen darf dieses Verfahren nicht ohne medizinischen Grund eingesetzt werden.
Wozu das Abhören bei COPD?
Beim Abhören der Lunge entstehen durch die Enge der Atemwege bei Ruheatmung, insbesondere aber bei forcierter Atmung, so genannte Nebengeräusche, die sich vom normalen Atemgeräusch einer gesunden Lunge unterscheiden und die dem Arzt bereits Hinweise auf das Ausmaß der funktionellen Einschränkung geben können. Steht das Emphysem – also der Lungenbläschenschwund - im Vordergrund der Erkrankung, so hört man charakteristischer Weise über den Lungen ein nur sehr leises Atemgeräusch. Ursache hierfür ist das Verschwinden der normalen Lungenbläschen. Sind dagegen die Atemwege sehr eng, aber nicht verlegt, hört man pfeifende Atemgeräusche und bei Sekretansammlung in den Bronchien ein grobes Rasseln, das sich nach Abhusten bessert. Dieses Rasseln kann der geübte Arzt übrigens auch an der Brustwand als Schwirren ertasten.
Nicht besonders empfindlich ist auch die Befragung des Patienten im Hinblick auf die Symptome der COPD (Husten, Auswurf, Atemnot). Während die chronische Bronchitis durch Husten und Auswurf eindeutig charakterisiert ist, ist das Hauptsymptom der COPD die Luftnot unter körperlicher Belastung. Diese entsteht dadurch, dass zum einen durch enge Atemwege die unter körperlicher Belastung zu steigernde ein- und auszuatmende Luftmenge nicht mehr ausreichend schnell hin und her bewegt werden kann; zum anderen ist die Verringerung der Zahl der Lungenbläschen natürlich ein Faktor der Einschränkung der Leistungsfähigkeit.
Dass diese Symptome oft erst so spät im Rahmen der Erkrankung auftreten, wenn ein Viertel oder mehr der Lungenfunktionsleistung bereits verloren ist, liegt an den großen Reserven, die für unseren Organismus von der Lunge zur Verfügung gestellt werden. Unter Ruheatembedingungen braucht der Mensch nur 8% der Leistungsfähigkeit der Lunge, d.h. es besteht eine Reserve von 92%. Diese Reserven nutzen aber nur Spitzensportler und Schwerstarbeiter aus; beides trifft auf die meisten Menschen mit dieser Erkrankung nicht zu. Verstärkt kann eine Luftnot z. B. während eines Urlaubes in größerer Höhe (Berge) oder bei gegenüber dem Normalleben erhöhter körperlicher Belastung im Urlaub durch Wanderungen oder sportliche Tätigkeiten auftreten. Insbesondere, wenn man Patienten kurz nach der Erstdiagnose der Erkrankung befragt, wird oft erst der Zeitpunkt der Diagnosestellung durch den Arzt mit dem Zeitpunkt der Entstehung der Erkrankung gleichgesetzt. Fragt man genauer, z. B. wann das erste Mal Gleichaltrige schneller die Treppe nach oben hochstiegen, so sind diese Symptome rückwirkend bereits oft Jahre vor der endgültigen Diagnose der Erkrankung den Patienten bewusst – sie führen allerdings in den seltensten Fällen zu einer ausreichenden Diagnostik im Hinblick auf diese Erkrankung.
Da für die exakte Diagnose eine Lungenfunktionsprüfung notwendig ist – dieses diagnostische Verfahren jedoch nicht bei jedem Arztbesuch zum Einsatz kommt bzw. in Arztpraxen zur Verfügung steht – ist dies ein weiterer Faktor dafür, dass diese Erkrankung oft sehr spät erkannt wird.
Aus den oben genannten Gründen ist es jedoch unbedingt notwendig, dass die Diagnose früher gestellt werden muss. Hier ist sowohl eine intensive Aufklärung bzw. Weiterbildung aller Ärzte erforderlich wie auch die Bekanntmachung der Erkrankung in der Normalbevölkerung. Insbesondere gilt dies für das Risikokollektiv der Raucher. Da die Symptome bei COPD unspezifisch sind, muss bei Risikogruppen (berufliche Staubbelastung, Raucher über 40 Jahre, Patienten mit positiver Familienanamnese, Alpha1-Antitrypsinmangel etc) einmal pro Jahr eine Lungenfunktion (Spirometrie durch den Hausarzt oder Ganzkörperplethysmographie durch den Lungenfacharzt) erfolgen.
Man muss sich immer wieder bewusst sein, dass jeder Vierte über 70 Jahre von der COPD betroffen ist, dass aber nur die Hälfte der Erkrankten (Merke: 50 %!) wirklich diagnostiziert und behandelt ist. Bei Menschen über 40 Jahren, die Raucher oder Ex-Raucher sind, ist die Frage nach Atemnot oder Husten ein wichtiger Hinweis auf das Vorliegen der Erkrankung COPD. Doch fehlen diese klinischen Zeichen sehr oft, so dass nur die Lungenfunktionsprüfung eine „echte Frühdiagnose“ ermöglicht.
Gerade in Bezug auf das Symptom Luftnot unter körperlicher Belastung wird häufig an das Herz mit der Einschränkung durch Herzkranzgefäßerkrankungen oder Bluthochdruck gedacht, nicht jedoch an die Leistungseinschränkung der Lunge durch die Erkrankung COPD. Viele Menschen erhalten bei diesen Symptomen ein EKG, vielleicht sogar ein Belastungs-EKG oder einen Ultraschall des Herzens, deutlich weniger aber die richtungweisende Lungenfunktionsprüfung. Das muss sich ändern. Viele Menschen gehen regelmäßig zum Schreiben eines EKGs, zur Lungenfunktionsprüfung aber deutlich weniger, insbesondere, wenn sie keine Symptome haben.
Frühdiagnostik: Utopie oder Realität?
Haupthandwerkszeug ist sicherlich die Aufzeichnung einer Fluss-/Volumenkurve mit Hilfe eines Spirometers. Beide Manöver beinhalten einen tiefen Einatemzug und einen ebenso forcierten Ausatemzug. Hierbei muss vom Untersuchten maximale Kraft in beiden Atemmanövern aufgewandt werden. Die dabei erzielten Strömungsgeschwindigkeiten werden ebenso bestimmt wie die maximalen Volumina und der bereits oben besprochene Atemstoßwert bzw. die so genannte Einsekundenluft (FEV.1). Sind Abweichungen von der Norm vorhanden, so ist es notwendig, den Patienten ein bronchienerweiterndes Mittel inhalieren zu lassen und nach frühestens einer Viertelstunde die Messung zu wiederholen. Dieser so genannte Bronchienerweiterungstest soll die Frage der Rückbildungsfähigkeit der Atemwegsenge mit ja, teilweise oder nein beantworten. Dieses stützt die Diagnose und ermöglicht in gewissem Umfang auch die optimale Auswahl von Medikamenten zur Behandlung dieser Erkrankung.
Bei der Erstdiagnose und in allen fortgeschrittenen Stadien ist eine Röntgenaufnahme des Brustkorbes auf jeden Fall erforderlich. Dies gilt insbesondere der Klärung der Frage, wie ausgeprägt das Emphysem ist und ob – und dies ist nicht ganz so selten – neben der durch das Rauchen bedingten Erkrankung COPD zum Beispiel eine Veränderung des Lungengewebes in Form von Lungenkrebs vorliegt. Denn das Zigarettenrauchen ist nicht nur der Hauptrisikofaktor für die Entstehung einer COPD, sondern auch für Lungenkrebs.
Braucht man weitere Diagnostik, so ist die so genannte Ganzkörperplethysmografie, die Messung der Diffusionskapazität für Kohlenmonoxid (CO) und die Blutgasanalyse aus dem Ohrläppchen das ergänzende diagnostische Handwerkszeug für den auf die Erkrankung spezialisierten Lungenarzt.
Braucht man Informationen über die innerhalb der Lunge bestehende Verteilung des Emphysems (eher oben, eher unten oder gleichmäßig verteilt), so könnte die Durchblutungsmessung der Lunge mit einer radioaktiven Substanz (so genannte Perfusionsszintigraphie weiterhelfen und desgleichen das bereits oben vorgestellte Schnittbildverfahren der Computertomografie, dann aber mit Dichtemaskentechnik. Dieses Verfahren ermöglicht eine sehr genaue räumliche Zuordnung der durch das Emphysem zerstörten Lungenareale. Diese Befunde sind die Grundlage für interventionelle Maßnahmen wie die operative Emphysemchirurgie oder das endoskopische Einpflanzen von Ventilen in die Bronchien zur Verminderung der Überblähung der Lunge und damit für die Erleichterung der Atmung unserer Patienten mit schwerer COPD.
Fasst man das oben Gesagte zusammen, so kann festgestellt werden, dass die Diagnose COPD mit Hilfe einer Lungenfunktionsprüfung einschließlich einer Medikamententestung zuverlässig gestellt werden kann. Die Notwendigkeit einer Lungenfunktionsprüfung ergibt sich aus den Angaben des Patienten in Form von Luftnot unter körperlicher Belastung und den Symptomen Husten und Auswurf - beides in sehr wechselnder Intensität. In Risikogruppen (Raucher oder andere am Arbeitsplatz einer vermehrten Feistaubbelastung ausgesetzte Menschen im Alter von mehr als 40 Jahren , außerdem genetisch vorbelastete Menschen) ist die jährliche Durchführung einer Lungenfunktionsprüfung selbst dann indiziert, wenn keine Symptome vorliegen, da diese wenig sensitiv und spezifisch sind! Für die Bestätigung der Diagnose COPD reicht zunächst die Lungenfunktionsprüfung. Weiterführende Untersuchungen wie das Anfertigen eines Röntgenbildes der Lunge oder einer Computertomografie müssen in das Ermessen des Arztes gestellt werden. In den meisten Fällen ist bei Erstdiagnose zumindest ein Röntgenbild angezeigt.
Ratschläge für Patienten mit gesicherter COPD: Was tun, was lassen?
Im Hinblick auf die nach Diagnosestellung zu treffenden Maßnahmen ist die Reihenfolge ganz eindeutig:
Sofortige Beendigung des inhalativen Zigarettenrauchens. Hier müssen notfalls vorübergehend Medikamente (Nikotinersatzstoffe) eingenommen werden.
Regelmäßige Medikation. Es stehen zahlreiche Substanzen zur Verfügung, die für die COPD zugelassen sind. Sie führen zu einer Erweiterung der Bronchien und damit zu einer Erleichterung der Atmung, verbessern die Leistungsfähigkeit und reduzieren die Anzahl und Schwere der Verschlechterungsphasen, die pro Jahr bei dieser Erkrankung als akute Exazerbation auftreten können und die einen sehr häufigen Grund für die stufenweise Verschlechterung der Lungenfunktion darstellen.
Der dritte Faktor ist die so genannte pulmonale Rehabilitation - früher auch Kurverfahren genannt und leider oft als Zweiturlaub empfunden. In solchen Rehabilitationsmaßnahmen – ob nun ambulant oder stationär – wird das Wissen um die Erkrankung ebenso vermittelt wie eine strukturierte Raucherentwöhnung durchgeführt und der Patient in die Anwendung der Medikamente eingewiesen. Seine Bedarfsmedikation und seine Basismedikation werden dem Patienten erläutert; er wird über die Verschlechterungsphasen (Exazerbationen) und ihre Symptome informiert und unter Umständen in ein Selbststeuerungsprogramm für diese Erkrankung (DMP-Programm COPD) eingewiesen. Auch zu Hause können mit Unterstützung der Krankenkasse Lungensportgruppen aufgesucht werden, die den in einer Reha-Maßnahme wiedererlangten Spaß an körperlicher Tätigkeit (Sport) weiter stabilisieren können. Darüber hinaus sind so genannte infektprophylaktische Maßnahmen – dies sind Impfungen – jedem Patienten mit höhergradiger COPD angeraten.
Nun bei fortgeschrittener COPD stellt sich die Frage nach dem Vorteil einer Sauerstofflangzeittherapie und / oder nicht invasiven Beatmung.
Als Ultima ratio steht für wenige Patienten heute die Lungentransplantation zur Verfügung.
Bei Patienten mit schwerer COPD sollte der Hausarzt den Facharzt für Pneumologie regelmäßig in das Management einbinden und dieser den Patienten zum Mitbehandlung unter Einbindung interventioneller, operativer oder rehabilitativer Elemente in einem lokalen oder überregionalen COPD-Zentrum vorstellen.
Zusammenfassung
Die COPD erhält zunehmende Bedeutung, vor allem als Todesursache und als Kostenfaktor im Gesundheitssystem. Schwergradige Erkrankungen schränken die Lebensqualität des Patienten extrem ein, führen zu Arbeitsunfähigkeit, Krankenhausaufenthalten, vorzeitiger Berentung und Tod.
Bei bestehender Risikokonstellation (Alter, Rauchgewohnheiten, Belastung am Arbeitsplatz) kann die Erhebung der Vorgeschichte mit der Frage nach Belastungsluftnot, Husten und Auswurf entscheidende Hinweise auf die zugrunde liegende Erkrankung geben, doch nur die Lungenfunktionsprüfung mit Medikamententest kann die Diagnose und den Schweregrad der COPD sichern. Ergänzend wird oft in bestimmtem Abstand ein Röntgenbild angefertigt, um nicht andere Prozesse, die sich in der Lunge abspielen, zu übersehen.
Nach Feststellung der Diagnose muss eine Therapie eingeleitet werden, üblicherweise nach kompletter Rauchkarenz.
Das einfachste Mittel für die Diagnosestellung ist die Registrierung der Fluss-/Volumenkurve mit Hilfe der Spirometrie. Sie zeigt sehr früh die Erkrankung der Atemwege, die letztendlich in der COPD endet und ist damit für die Frühdiagnose besonders gut geeignet. Für die Spätstadien mit einem Kollaps der Atemwege unter kräftiger Ausatmung ist der Atemstoß zur Schweregraderfassung nicht so optimal geeignet, sondern muss ergänzt werden durch andere medizinisch-technische Untersuchungsverfahren. Die Bildgebung in der Computertomografie ist bei COPD kein routinemäßiges Verfahren und darf wegen der hohen Strahlenbelastung und der hohen Kosten nicht ungezielt oder gar regelhaft eingesetzt werden.
Traum eines jeden Pneumologen ist natürlich die Verbannung des inhalativen Zigarettenrauches – sowohl aus dem öffentlichen wie aus dem privaten Leben. Dies ist die kostengünstigste Alternative zur Verhinderung eines weiteren Anstiegs der Zahl an Erkrankten und an Todesfällen zu Lasten dieser Erkrankung. Sie ist sicherlich verbunden mit einer deutlichen Reduktion der Kosten für die COPD im Gesundheitswesen der westlichen Länder. Sollte ein Patient wider besseren Wissens dennoch rauchen und noch „gesund“ sein, so ist die einmal im Jahr durchgeführte Lungenfunktionsprüfung sicherlich das empfindlichste und kostengünstigste Verfahren, das Auftreten der Erkrankung zu erfassen.
Mit Hilfe der Spirometrie – über die jede Hausarztpraxis verfügen sollte - wird außerdem der Behandlungserfolg nach der Einleitung einer medikamentösen oder nicht medikamentösen Therapie bzw. nach der Beendigung des Rauchens überprüft. Ziel ist es, dass der Patient mit manifester COPD mit Hilfe dieser Maßnahmen eine möglichst lange Zeit auf dem für ihn niedrigsten Stadium der Erkrankung verweilt. Leider sind wir von diesem idealen Ziel noch sehr weit entfernt. Patientenselbsthilfegruppen, ärztliche Weiterbildung und gesundheitliche Aufklärung sollten in dieser Hinsicht in absehbarer Zeit eine deutliche Verbesserung der Situation ermöglichen.
Quelle: Vortrag von Prof. Helmut Teschler, Facharzt für Innere Medizin, Lungen- und Bronchialheilkunde, Allergologie, Schlafmedizin sowie Chefarzt der Pneumologie Ruhrlandklinik - Westdeutsches Lungenzentrum am Universitätsklinikum Essen, Symposium Lunge in Hattingen
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