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Zuletzt angepasst am 24.04.2024

Übergangsformen zwischen bekannten Lungenerkrankungen

Nicht immer ist eine eindeutige Unterscheidung (Differenzierung) von Asthma bronchiale und COPD möglich. Für diese Mischform wurde von Experten der GINA- und der GOLD-Initiative 2014 erstmals der Begriff Asthma-COPD-Overlap-Syndrom (kurz ACOS) geprägt. Als unabdingbare Voraussetzung für ein ACOS wird das Vorliegen einer dauerhaften Atemwegsverengung (irreversible Obstruktion) gefordert. Damit kommt ein ACOS nicht infrage, wenn die Verengung durch Einsatz von Bronchien erweiternden Medikamenten komplett umkehrbar (reversibel) ist.

Typischerweise sind ACOS-Patienten älter als 40 Jahre, da eine COPD bei jüngeren Patienten normalerweise nicht vorkommt. Erste Publikationen zeigen, dass ACOS-Patienten relativ viele Medikamente benötigen, da sie unter mehr Beschwerden leiden und Verschlechterungen (Exazerbationen) noch häufiger als bei COPD allein auftreten. Als Klassiker gilt ein Patient, der als Kind oder Jugendlicher bereits unter Asthma bronchiale litt und später auch angefangen hat zu rauchen sodass sich ein Mischbild entwickeln konnte. Ein weiteres Erscheinungsbild ist z. B. bei Patienten zu finden, die nie an Asthma bronchiale erkrankt sind, aber unter einer allergischen Rhinokonjunktivits (z.B. Heuschnupfen) leiden. Kommt auch hier der Faktor Rauchen oder eine andere - oft berufliche - chronische Schadstoffeinwirkung (Noxe) hinzu, kann ein ACOS entstehen. Es ist zu vermuten, dass zirka 15-20% aller Patienten mit Asthma bronchiale oder COPD die Kriterien für ein ACOS erfüllen.

Die ACOS-Diagnose sollte nur nach ausführlicher Diagnostik (Lungenfunktion, Computertomographie des Thorax, Hauttest, Eosinophile im Blut, etc.) gestellt werden. Die Behandlung erfolgt überwiegend wie bei Asthma bronchiale, d.h. inhalierbare Steroide stehen definitiv an erster Stelle, und zwar in Kombination mit einem Betamimetikum. Haben die Patienten weitere Beschwerden, kann man - wie neuerdings auch bei Asthma bronchiale - ein langwirksames Anticholinergikum (Tiotropium) hinzugeben.

Die Kombination aus Lungenfibrose und Lungenemphysem - engl.: Combined Pulmonary Fibrosis and Emphysema (CPFE) - ist ein neu definiertes Syndrom, bei dem ein Emphysem in den oberen Lungenabschnitten mit einer Lungenfibrose in den unteren Lungenarealen vergesellschaftet ist.

Diese Patienten sind gekennzeichnet durch eine Lungenfunktion mit oft erstaunlich guten Werten (gering verminderte dynamische und statische Lungenvolumina). Im Gegensatz dazu findet sich oft eine überraschend stark ausgeprägte Gasaustauschstörung mit schwerer Hypoxämie - also ein zu geringer Sauerstoffgehalt im arteriellen Blut und damit eine verringerte Sauerstoffsättigung des Blutfarbstoffes Hämoglobin. Bei Patienten mit CPFE findet sich überzufällig häufig ein Lungenhochdruck der die Prognose der Betroffenen ungünstig beeinflusst. Rauchen wurde als der wichtigste Faktor für die Entstehung dieser Erkrankung vorgeschlagen, obwohl die genaue Pathophysiologie noch nicht abschließend erforscht ist. Die hochauflösende Computertomographie des Thorax ist der Goldstandard in der Diagnostik dieser seltenen Erkrankung mit schlechter Prognose. Ein Rauchstopp ist die wichtigste therapeutische Maßnahme.

Quelle: Vortrag von Prof. Helmut Teschler, ärztlicher Direktor des Westdeutschen Lungenzentrums am Universitätsklinikum Essen, auf dem 8. Symposium Lunge am Samstag, den 12. September 2015 von 9:00-17:00 Uhr in Hattingen (NRW)

© Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland
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